150 Jahre Kleintiere Schweiz

Broschüre 125 Jahre Kleintiere Schweiz

150 Jahre Kleintiere Schweiz (Artikel aus dem Kleintiere Magazin 01_2025)

Im Jahre 1875 wurde die Schweizerische Ornithologische Gesellschaft (heute Kleintiere Schweiz) in Zürich gegründet. Mit Erfolg hat sie allen Widrigkeiten der Jahre standgehalten. Es ist ihr auch gelungen, sich immer wieder den Gegebenheiten anzupassen.

 I st es noch zeitgemäss, Jubiläen zu feiern? Die Meinungen gehen auch bei dieser Frage weit auseinander. So hat die Delegiertenversammlung 2024 in Glovelier den vom Vorstand beantragten Jubiläumskredit abgelehnt. Dennoch soll in einer losen Reihe von Artikeln im Kleintiere Magazin auf besondere Momente in den letzten 25 Jahren zurückgeschaut werden. Die zum 125- Jahre-Jubiläum angefertigte Jubiläumsbroschüre ist auf der Website von Kleintiere Schweiz frei einsehbar. Nachfolgend ein Rückblick auf das ereignisreiche Jubiläumsjahr 2000.

Der Start ins neue Jahrtausend wurde von vielen zum Weltuntergangsjahr erklärt. Alle Computer würden abstürzen und Milliardenschäden verursachen. Die Chaosbefürchtungen traten bekannterweise nicht ein und für Zahlenmenschen fing das neue Jahrtausend richtigerweise erst am 1.1.2001 an. So sollte auch dieser Rückblick erst mit dem Jahr 2001 beginnen, doch passierte im Jahr 2000 sehr viel und deshalb beginnen wir im Jahr 2000.

Jahr der Meisterschaften

• Der bunte Reigen der nationalen Ausstellungen begann mit der 28. Parus-Einzelmeisterschaft, die vom 7. bis 9. Januar 2000 in Neuenegg stattfand. 424 Aussteller stellten 1509 Vögel aus.

• Stadtpräsident Peter Planche begrüsste mit markanten Worten die 43. Nationale Brieftauben-Ausstellung in Brig-Glis. Natürlich hat er in seiner Rede das Wolfsproblem im Wallis angesprochen. OK-Präsident Markus Eyholzer freute sich über die zahlreichen Teilnehmer.

• Wie über viele Jahre gewohnt, fand am 15./16. Januar 2000 in Gubiasco die Jungtaubenausstellung statt.

• Meinrad Röösli amtete als umsichtiger OK-Präsident der am 28. bis 30. Januar 2000 in Luzern stattfindenden Schweizerischen Rammlerschau. Erstmals wurden die Siegertiere mit einer farbigen Beilage in der Tierwelt vorgestellt. Die Mehrkosten von Fr. 12 000 übernahm der SRKV.

• Die Nationale Geflügelausstellung fand am 24.-26.11.2000 unter der Leitung von Fritz Tanner in den OLMA-Hallen in St. Gallen statt.

• Viele Schweizer Siege konnten an der Europaschau am 2./3. Dezember 2000 in Wels (Österreich) errungen werden. Es wurden 357 Kaninchen, 56 Geflügel, 166 Tauben und 16 Meerschweinchen aus der Schweiz ausgestellt.

• Die 79. Schweizerische Taubenausstellung fand in Zofingen statt.

Tierwelt

Der noch von SOG-Präsident Richard Spaltenstein ausgehandelte Tierwelt-Vertrag entwickelte sich sehr vorteilhaft. Der Geldsegen der Tierwelt war erfreulich, auch wenn einige Stimmen bereits vor einem Ertragsrückgang warnten. Pro Woche konnte man mit dem Kreuzworträtsel 5 Goldstücke «Goldvreneli» gewinnen. Ein besonderer Wettbewerb hat die Verkäuferinnen an Kiosken derart motiviert, dass die Anzahl verkaufter Exemplare markant gesteigert werden konnte. Ab dem 1. Januar 1925 wurde die Tierwelt beim Zofinger Tagblatt (heute ZT Medien AG) gedruckt. So durfte man in einem gediegenen Rahmen die seit 75 Jahren bestehende Partnerschaft feiern. Rund 70 000 Exemplare der Tierwelt wurden jede Woche verkauft. Manch ein Marketingfachmann staunte über das Phänomen «Tierwelt».  

Damit man den aufkommenden digitalen Verkaufsplattformen die Stirn bieten konnte, haben die beiden Zeitschriften Fundgrueb und Tierwelt die Best-Price AG gegründet. Doch war man immer noch stark dem gedruckten Medium verhaftet.

Neues und Bewährtes

Der SRKV hatte heftige Diskussionen, denn die Ohrmarke sollte durch die Tätowierung abgelöst werden. Schliesslich fand man den Kompromiss, dass die Ohrmarken die offizielle Kennzeichnung sind und die Tätowierung für den Züchter zulässig bleibe.

Das nicht mehr ganz neue Medium Internet fand mehr und mehr auch in der Kleintierzucht Verbreitung. Bruno Imfeld vom Tierweltverlag unterstützte die Organisationen und so fand ein erster grosser Schub der Informationsvermittlung über Kleintiere im World Wide Web (weltweites Netz) statt.    Das Bundesamt für Veterinärwesen sprach wegen der Geflügelpest (heute Vogelgrippe) ein Importverbot von Geflügel aus Italien aus. Der SRGV gab ein Merkblatt zur Eindämmung der Geflügelpest heraus. Die VHK bereitete das ganze Jahr Sorgen und man hielt an der 1995 eingeführten Impfpflicht fest.

Es erstaunt, dass die schönen und immer noch aktuellen Tischsets im Jahr 2000 vorgestellt wurden. Ebenso neu waren der Knirps der Fellnähgruppen und die beliebten Zuckerbeutel.

Der Parus-Vorstand teilte mit, dass erste Zusammenschlussverhandlungen mit Exotis und dem SWZV positiv verlaufen sind.

Holprig verlief die Erneuerung des neuen Mitgliederverwaltungsprogrammes. David Maurer setzte sich mit aller Kraft für ein gutes Programm ein. Doch die Zusammenarbeit mit dem beauftragten IT-Unternehmen musste aufgelöst werden, weil kein Vertrauen mehr vorhanden war.

Geschäftsstelle

Nachdem sich die beiden Geflügelzuchtverbände SGV und BSG zum SRGV-Verband zusammengeschlossen hatten, wurde die Geschäftsstelle in Zollikofen zentralisiert. Der SRKV hatte daraufhin sein Materialdepot auf den 1. Juli 2000 nach Zollikofen verschoben.

Urs Freiburghaus stellte fest, dass die heutige Situation unbefriedigend sei und etwas geändert werden müsse. Für die neue Geschäftsstelle wird von jährlichen Kosten von Fr. 400 000 ausgegangen. Dr. Manuel Strasser brachte die Idee ein, ein schweizerisches Zentrum für Kleintierzucht zu errichten. Der Tierwelt-Shop unter der Leitung von Esther Graber und Gina Hürzeler und die Materialdepots der Fachverbände sowie die Geschäftsstelle des SRGV machten die Organisation ineffizient und kompliziert. Deshalb hat der Vorstand ein Konzept für eine Geschäftsstelle entworfen. Die Bereitschaft zur Übernahme eines Vorstandsamtes schwinde immer mehr, sodass Arbeiten der Geschäftsstelle übergeben werden müssten. Knapp wurde die Geschäftsstelle mit 475:501 Stimmen an der DV in Winterthur abgelehnt. Dafür wurden das Leitbild und das Strukturkonzept angenommen.

Politische Würdigung

«125 Jahre Kleintierzüchter-Organisation bedeuten tägliches Engagement für wertvolles Kulturgut.» Dies schrieb Bundespräsident Adolf Ogi in der Jubiläumsbroschüre. Richard Spaltenstein amtete als umsichtiger OK-Präsident der Jubiläums DV in Winterthur. Eine riesige Arche mit Kleintieren und drei Jungtierschauen in der Altstadt liessen die Bevölkerung an der Freude und der Liebe zu den Kleintieren teilhaben. Regierungsrätin Rita Fuhrer hielt in ihrer Ansprache fest: «Vielen von uns Stadtmenschen fehlt heute das Verständnis für das Tierleben. Hier leisten die Kleintierzüchter mit ihrem Hobby einen wertvollen Beitrag.»

Die Jubiläumsfeierlichkeiten 125 Jahre SOG wurden vom PR-Beauftragten Ulrich Frei-Zulauf als «Friedlich, fair, feierlich» bezeichnet.

Text: Urs Weiss