Haltung

Knurren, Brummen, Gurren, Klopfen

Kaninchen sind im allgemeinen schweigsame Tiere, die sich vorwiegend über Gerüche und eine feine Körpersprache verständigen. Sich nicht allzu deutlich bemerkbar zu machen, ist auch sicherer für eine Tierart, die für viele Beutegreifer als Delikatesse gilt. Doch auch Kaninchen kennen einige Laute, die sie zur Kommunikation einsetzen.

Bekannt und berüchtigt ist das Klopfen mit dem Hinterlauf, das in Kaninchenställen mit guter Akustik beträchtliche Lautstärke entwickeln kann. Damit werden andere Kaninchen auf etwas aufmerksam gemacht, meist wird vor einer drohenden Gefahr gewarnt. Aber auch bei anderen Anlässen wird mit den Hinterläufen geklopft: der Rammler beispielsweise klopft oft im Rahmen des Paarungsverhaltens. Die Kaninchenmutter hingegen klopft, um ihren Nestlingen anzukünden, dass sie gleich zum Säugen ins Nest kommt; das Klopfen wirkt sozusagen als Gong, der zum Essen ruft. Die Jungen krabbeln denn auch sofort und zielstrebig Richtung Mutter. Beim Milchsaugen drücken die Kleinen ihr Behagen durch ein feines Gurren aus. Hört man hingegen Nestlinge laut fiepen, ist das ein Zeichen, dass sie hungrig sind. Das gehört nicht zur normalen Kommunikation zwischen Jungen und Mutter; da empfiehlt es sich, die Häsin auf Milchstau zu untersuchen.

Zum Paarungsverhalten gehört, dass der Rammler seine Angebetete umhoppelt und dabei leise und für Zibbenohren zweifellos verführerisch vor sich hin brummelt. Hat der Rammler Erfolg mit seinem Werben und kommt es zum Deckakt, stösst er unmittelbar nach dem Ejakulieren einen knurrenden Laut aus und fällt dabei ruckartig von der Häsin herunter. Dies sieht sehr dramatisch aus, Aussenstehende fürchten fast um das Leben des Rammlers. Der Züchter hingegen weiss, dass dies das Zeichen einer erfolgreichen Paarung ist und er einen Monat später mit Nachwuchs rechnen darf. Häsinnen, die zum Rammler gebracht werden, aber nicht deckwillig sind, stossen jammernde Quietsch-Laute aus um deutlich zu machen, dass sie nicht bereit sind.

 

 

 
Die Häsin hat vor dem Nest mit dem Hinterlauf geklopft.
Die Nestlinge wissen, dass dies Nahrung bedeutet und 
krabbeln der Mutter entgegen.

 

Knurren ist auch bei Kaninchen eine Drohung, oft gefolgt von einen Angriff, bei dem sie mit den Vorderpfoten auf den Eindringling schlagen. Das ist bei Häsinnen häufiger und hängt auch mit dem Hormonhaushalt zusammen. In der Brunftzeit oder während der Tragzeit, ändert sich ihr Verhalten; sanfte Häsinnen werden plötzlich zickig, distanzierte Zibben hingegen können nicht genug Streicheleinheiten bekommen. Die Drohung wird immer durch Ohrenanlegen noch verstärkt.

Zähnemahlen beim Streicheln entspricht dem Schnurren einer Katze, das Kaninchen fühlt sich sehr behaglich. Zähneknirschen hingegen ist ein Zeichen von Schmerzen, zum Beispiel bei Verdauungsstörungen. Das Geräusch ist unterschiedlich, das Mahlen ist rhythmisch und recht leise, man spürt es vielmehr beim Streicheln. Das Zähneknirschen ist viel lauter und hält länger an. Wer dennoch nicht sicher ist, kann aus der Körperhaltung und der Ohrenstellung ablesen, ob das Tier jetzt wohlig oder schmerzerfüllt ist. Die Ohren eines zufriedenen Kaninchens sind aneinandergefaltet, die Spitzen überkreuzt, das Tier total entspannt. Ein schmerzerfülltes Kaninchen sitzt zusammengekauert oder unnatürlich aufrecht, die Augen sind oft aufgerissen, das Tier völlig verkrampft.

Ein gellender Schrei ist das lauteste, das man von einem Kaninchen zu hören bekommt und das letzte Mittel zur Abwehr, wenn ein Kaninchen von einem Raubtier gepackt wird. Möglicherweise lässt dieses ja verblüfft einen kurzen Moment los und das Kaninchen bekommt dadurch die Chance zu fliehen. Auf jeden Fall aber sind alle Tiere in weitem Umkreis durch diesen Schrei gewarnt. Auch bei einigen Krankheiten, wie VHK oder Myxomatose, stossen Kaninchen vor ihrem Tod einen Schrei aus.

 

Text und Bild Ursula Glauser