Haltung

Fütterung
Kaninchen sind ausgesprochene Rohkostliebhaber und müssen auch so gefüttert werden. Nahrungsgrundlage sind Heu und Wasser, dazu kommen Grünfutter aus Wiese, Wald und Garten sowie Kraftfutter aus dem Sack.
 
Wasser
Ohne Wasser kein Leben, das gilt auch für Kaninchen! Kaninchen brauchen rund um die Uhr sauberes Wasser zur freien Verfügung, denn wasserhaltige Nahrungsmittel decken den täglichen Wasserbedarf bei weitem nicht. Das Wasser muss Trinkwasserqualität haben und sollte mindest einmal, besser jedoch zweimal täglich erneuert werden. Das Wassergefäss muss dabei regelmässig gereinigt werden, weil sich Bakterien und Parasiten sonst schnell darin festsetzen und zahlreiche Krankheiten auslösen können.
Wasser kann auf verschiedene Art und Weise verabreicht werden. Eine Möglichkeit sind aus Ton gebrannte Wassergeschirre aus dem Fachhandel. Diese sind leicht zu reinigen – zum Beispiel mit einer Bürste und warmem Wasser – und können dank einer Halterung etwas erhöht am Schubladenrand oder an der Stallwand angebracht werden, damit kein Stroh oder Heu ins Wasser gelangt und dieses verschmutzt. Diese Futtergeschirre gibt es neuerdings auch aus Plastik oder Metall. Wasserflaschen mit Nippel sind ebenfalls möglich, das Wasser kann hier von den Tieren nicht verschmutzt werden. Allerdings ist die Reinigung oft etwas aufwändiger.
Bei mehreren Tieren lohnt es sich, eine kleine Giesskanne zum Tränken der Tiere anzuschaffen. Diese darf aber bei der Reinigung nicht vergessen werden, denn hier sammeln sich Bakterien besonders gerne an!
Jungtiere kommen oft nicht ans Wasser heran. Verlassen die Jungen das Nest, kann es angebracht sein, das Wassergeschirr – oder ein zusätzliches Gefäss – auf den Boden der Bucht zu stellen, damit die Jungen ohne Probleme an das Wasser herankommen.
 

 

Dieses Wassergeschirr ist mit einer Halterung an der Wand befestigt. Das Wasser bleibt so sauber und das Geschirr kann einfach gereinigt werden.

Heu

Gutes Heu ist die Nahrungsgrundlage aller Hauskaninchen, ein grobes Heu ist dabei zu bevorzugen. Das Heu sollte unbelüftet sein, da bei belüftetem Heu der Eiweissgehalt oft zu hoch ist – dies kann schnell einmal lebensbedrohlich werden. Kaninchen schätzen zudem ein vielfältiges Heu von mageren Wiesen, das viele Kräuter enthält. Dazu eignet sich zum Beispiel Heu von Höhenlagen oder von Ausgleichswiesen, die der Bauer erst ab einem gewissen Datum mähen darf.
Heu muss sauber sein und soll es bis zu Fressen auch bleiben. Hundekot zum Beispiel mag niemand gerne auf dem Speiseteller, Heu von vom Strassenrand sollte dem Kaninchen auch erspart bleiben. Vor dem Verfüttern muss der Gärprozess vorüber sein; dieser „Schwitzprozess“ dauert ca. 6 bis 8 Wochen. Vor nicht abgelagertem Heu muss gewarnt werden, es kann Verdauungsstörungen, Koliken und Fieber auslösen. Das Heu muss bis zum Verfüttern trocken gelagert werden, schimmliges oder unangenehm riechendes Heu wird nicht verfüttert. Eine zu lange Lagerung ist zu vermeiden, denn Heu verliert bei der Lagerung monatlichen an Nährstoffen.
Den Kaninchen wird das Heu am Besten in einer Raufe gereicht, damit dieses nicht unnötig am Boden der Bucht herumliegt und somit sauber bleibt. Bei Jungtieren kann ausnahmsweise ein wenig Heu auf den Boden der Bucht gelegt werden. Allerdings sind Jungtiere erstaunlich gelenkig und können schon früh die Raufe erreichen. Ein zu geringer Rohfaseranteil ist eine häufige Ursache für Verdauungsstörungen. Eine gefüllte Heuraufe ist deshalb immer ein muss, egal, was sonst noch gefüttert wird.
 

 

Kaninchen sollten rund um die Uhr gutes Heu zur freien Verfügung haben. In einer Heuraufe bleibt es sauber. Bei diesem Stall sind Heuraufe und Wassergeschirr an gegenüberliegenden Wänden angebracht, das Wasser wird so weniger verschmutzt.

Grünfutter

Kaninchen lieben Grünfutter über alles. Dazu zählen Küchen- und Gartenabfälle, Zweige, Äste, Gras, Gemüse, Kräuter und vieles anderes mehr. Kaninchen haben einen erstaunlich guten Riecher, um Essbares von Giftigem zu unterscheiden, das Schicksal herausfordern sollte man aber nicht! So sollten nur bekannte Pflanzen in den Stall kommen.
Grünfutter muss stets sauber und frisch sein, auch darf es nicht gefroren sein (unbedingt vorher auftauen)! Zudem ist beim Verfüttern Mass zu halten! Grünfutter sollte stets ein kleiner Leckerbissen, also gewissermassen ein Dessert sein. Eine kleine Menge, zum Beispiel eine Hand voll Gras pro Tiere, reicht völlig. Aber Vorsicht im Frühling! Grünfutter darf nicht von einem Tag auf den anderen in rauen Mengen gefüttert werden. Die Tiere müssen sich und ihren Verdauungstrakt erst langsam daran gewöhnen. Deshalb beginnt man am besten mit kleinen Mengen, vielleicht alle zwei oder drei Tage, und steigert dann langsam die Menge.
Knollengewächse wie zum Beispiel Sellerie können sehr gut für den Winter eingelagert werden. Auch Trocknen ist eine Möglichkeit, zum Beispiel bei Kräutern oder Brennnesseln. Mehr zu Grünfutter gibt im Beitrag was dem Kaninchen bekommt.

 

Grünfutter aller Art. Aber Vorsicht, nicht alles, was schön aussieht, ist für Kaninchen auch gesund! Jakobskreuzkraut (mit der gelben Blüte) zum Beispiel ist für Kaninchen giftig!

Brot

Brot wird von Tieren gerne benagt. Hier gibt es aber zwei wichtige Punkte zu beachten: Kein Schimmel! Richtig getrocknet! Weiches Brot ist nichts für Kaninchen. Auch bei Brot ist die Menge zu beachten; Brot sollte nur eine kleine Zugabe sein, vielleicht ein bis zwei Mal pro Woche. Einige Züchter verzichten ganz auf Brot, da dadurch das Fell nicht seinen gewohnten Glanz erhalte. Andere fürchten sich vor Verdauungsproblemen im Kaninchenstall, denn Brot enthält grosse Mengen an Stärke, die Verdauung des Kaninchens ist aber nicht fähig, die gesamthaft enthaltene Stärke zu verdauen. Was übrig bleibt, kann dann Krankheitserregern als Nährboden dienen.
 
Kraftfutter
Zucht- und Ausstellungstieren wird einiges an Leistung abverlangt, klar dass diese Tiere auch entsprechend gefüttert werden müssen! Zahlreiche Hersteller bieten Futtermittel an für Kaninchen. Dabei gibt es einiges zu wissen:
  • Zuchtfutter, Erhaltungsfutter, Alleinfutter, Aufzuchtfutter, Mastfutter: Für beinahe jedes Gemisch gibt es einen speziellen Namen. Ein klärendes Gespräch mit dem Futterfachmann oder ein Besuch auf der Website des jeweiligen Futterherstellers hilft sicher weiter.
  • Kombi oder Würfel: Ein Würfelfutter besteht nur aus Presswürfeln, während ein sogenanntes Kombifutter auch noch Getreide – teils geschrotet –  und Beeren enthält. Diesbezüglich gehen die Meinungen auseinander: Manche Züchter füttern das ganze Jahr nur Würfel, andere dagegen nur Kombifutter.
  • Mit oder ohne Zusätze: Viele gängige Futtermittel enthalten Antibiotika als Vorbeugungen gegen Erkrankungen, zum Beispiel bei der Mast oder beim Absetzen von Jungtieren kann dies hilfreich sein. Für diese Zusätze besteht eine gesetzliche Absetzfrist von einigen Tagen; in der Regel sind es fünf Tage, das Etikett auf dem Sack gibt aber genau Auskunft. Das heisst, fünf Tage vor dem Schlachten darf das Futter nicht mehr verabreicht werden. Es gibt aber auch zahlreiche Futtermittel ohne Zusatzstoffe. Genaues Hinschauen lohnt sich also!
 
Grundsätzlich ist ein Blick auf das Etikett auf dem Futtersack immer empfehlenswert, dieses gibt genau Auskunft über Zutaten, Inhaltsstoffe und Nährstoffgehalt.
Das Füttern an sich muss jeder Züchter selber beherrschen und lernen. Anhaltspunkte für die richtige Futtermenge pro Tag stehen oft auf dem Futtersack, probieren geht aber über studieren! Dabei muss einfach ständig der Gesundheitszustand, das Gewicht und das Fressverhalten des Tieres beobachtet werden. Ist am nächsten Tag der Grossteil des Futters noch im Geschirr, ist das Tier entweder krank oder ganz einfach die Futtermenge zu gross!
 

 

Ein handelsübliches Pressfutter enthält alle nötigen Nährstoffe. Es kommt in verschiedenen Formen daher, genaues Hinschauen lohnt sich also.

Beim Futter gilt: Weniger ist oft mehr! Kraftfutter sollte als Beilage betrachtet werden, ein guter Heukonsum ist wichtiger. Denn Kaninchen brauchen genügend Ballaststoffe, damit ihre Verdauung richtig funktioniert, das Kraftfutter ist also besonnen einzusetzen! Das Gewicht ist mit einer präzisen Wage regelmässig zu kontrollieren (zum Beispiel einmal monatlich), so können unnötige Fütterungsfehler vermieden werden. Aber nur schon beim blossen Beobachten, Abtasten oder Streicheln der Tiere können Veränderungen auffallen. Gerade Tiere in der Zuchtruhe haben meist einen gewaltigen Appetit, setzen aber gerne Fett an. Diesen Tieren wird die Kraftfutterration gekürzt, dafür die tägliche Portion Heu erhöht. Verfettung kann übrigens ein Grund sein, weshalb Zibben im Frühling keine Jungen werfen.

Auch für Futter gilt: Es muss trocken und sauber gelagert werden, Schädlinge wie zum Beispiel Mäuse sind fernzuhalten. Zudem muss das Verfallsdatum im Auge behalten werden.
 
Futtergeschirr
Für Futtergeschirre gibt es keine verbindlichen Vorgaben. Glasierte Tontöpfe zum Beispiel haben sich bewährt: Dank dem Eigengewicht werden sie nicht so schnell umgestossen und die glatte Oberfläche erleichtert die Reinigung. Aber auch selber gebastelte Futtergeschirre aus Holz oder Futterautomaten sind denkbar. Es gibt auch zweigeteilte Geschirre, mit denen Wasser und Kraftfutter gleichzeitig gereicht werden kann. Solche Futtergeschirre sind aber unbedingt zu befestigen, da sonst bei kleinsten Bewegungen Wasser ins Futterabteil gelangen kann und dieses ungeniessbar macht.
 

Ein einfaches Futtergeschirr aus Holz erfüllt allemal seinen Zweck. Bei Jungtieren kann es sinnvoll sein, das Futtergeschirr direkt auf den Boden zu legen, was den Zugang erleichtert.
 
Pünktlichkeit
Es ist sicher zu empfehlen, Kaninchen zweimal täglich zu füttern; dies trifft auf Jungtiere noch stärker zu als auf Alttiere. Kaninchen sind Dauerfresser. Sie zählen aber zu den dämmerungsaktiven Tieren und fressen deshalb gerne abends beim Eindunkeln, nachts, oder am frühen Morgen. Vor allem im Sommer macht zweimal tägliches Füttern Sinn: Die Tiere brauchen stets frisches Wasser, die Jungtiere können so besser überwacht werden und der ständige Heukonsum ist sichergestellt, gerade wenn mehrere Tiere in einem Stall sind. Zudem bewahrt zweimaliges Füttern die Tiere davor, das Futter zu hastig aufzunehmen. So kann eine weitere Ursache für Verdauungsstörungen elegant umschifft werden.
Die zu reichende Futtermenge ist stark individuell! Ein Tier in Zuchtruhe braucht weit weniger Futter als ein Tier im Wachstum, auch zwischen Geschlechtern besteht ein grosser Unterschied. Ausstellungstiere müssen zudem ein vorgegebenes Idealgewicht erreichen, was die Überwachung der täglichen Futtermenge und des Gewichts unerlässlich macht.
 
Text und Bilder: Marco Mehr
Fütterung der Kaninchen