Ernährung der Meerschweinchen, Teil 1
Ihr natürlicher Lebensraum ist eine karge Landschaft wo es wenig Nahrung gibt.
Ein Meerschweinchen ist deshalb den ganzen Tag am Fressen – es nimmt etwa 70 kleine Mahlzeiten zu sich. Es hat einen Magen mit wenig Muskulatur. Die Nahrung passiert das Verdauungssystem sehr langsam und braucht 4 bis 5 Tage bis zur Ausscheidung.
Grünzeug im Winter – Salat statt Gras...
Ein Meerschweinchen, das in sehr karger Landschaft heimisch ist und sich vor allem von Gräsern ernährt, wählt gern das Futter aus, das sehr energiereich ist. Wenn wir es in Gefangenschaft halten, tut es das gleiche, obwohl ihm da kaum je Hunger droht. Wir dürfen uns deshalb nicht darauf verlassen, dass das Meerschweinchen nur isst, was ihm gut tut, sondern wir müssen seine Auswahlmöglichkeiten auf geeignete Nahrung einschränken.
Wenns frisches Heu gibt kommen sie aus allen Richtungen...
Um Pflanzenfasern verdauen zu können, benötigen Tiere spezielle Darmbakterien. Beim Meerschweinchen befinden sich diese vorwiegend im besonders gross ausgeprägten Blinddarm.
Leichtverdauliche Substanzen wie Zucker, Stärke, Protein und Fett werden im Dünndarm verdaut. Die Fasern gelangen in den Blinddarm, wo sie von Bakterien fermentiert werden. Die Verdauungsprodukte der Bakterien können vom Blinddarm aufgenommen werden – die hier wachsenden Bakterien selbst, die wertvolles Protein darstellen, jedoch nicht. Damit dieses Bakterienprotein nicht verloren geht, nimmt das Meerschweinchen den Blinddarmkot nochmals auf.
Wenn dies nur in geringem Masse geschieht, wird das Tier einfach zu fett, bekommt Probleme mit dem Kreislauf und sehr oft auch mit den Füssen (Ballenabszesse etc.).
Zusätzlich führt die Aufnahme von viel stärkehaltiger Nahrung dazu, dass das Meerschweinchen weniger Heu frisst. Dies hat weitere negative Folgen, unter anderem sehr oft Zahnprobleme. Meerschweinchen haben wurzeloffene Zahnkanäle, das heisst, dass die Zähne zeitlebens wachsen. Dies gilt nicht nur für die vorderen Schneidezähne, sondern auch für die Backenzähne. Das Zahnwachstum eines Meerschweinchens beträgt fast 2 mm pro Woche.
Hier sieht man den Unterschied zwischen Heu (links, grobe Halme) und Emd (rechts, sehr fein).
Ein weiteres Problem bei Rohfasermangel sind Haarballen im Magen. Ob die Tiere aus Langeweile und Mangel an Strukturstoffen vermehrt Haare fressen, oder ob die Haare häufiger Ballen bilden im Magen, wenn wenig Nahrungsfasern mitverdaut werden, ist unklar. Jedenfalls wurde in Experimenten gezeigt, dass Meerschweinchen, die kein Heu angeboten bekommen, sondern nur pelletiertes Futter, deutlich mehr Haare in ihrem Magen haben als solche, die Heu bekommen.